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Autonome Lkw: Letzte Instanz bleibt der Fahrer

Für die einen ist es Fortschritt durch Technik, für die anderen eine Horrorvision: Schon in etwa einem Jahrzehnt könnten Lkw ohne den Eingriff eines Fahrers über deutsche Autobahnen rollen. Doch wer zahlt, wenn die Technik ausfällt und es zu einem Unfall kommt?
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So mancher stellt sich jedoch die Frage nach der Sicherheit. Außerdem befürchten viele den Verlust von Arbeitsplätzen in der Transport-Branche. Darüber hinaus bilden rechtliche Aspekte eine nicht zu unterschätzende Hürde.
Die Vorteile von autonomen Lkw sind unter Fachleuten unstrittig. Das Potential zur Energieeinsparung ist groß, da unnötige Brems- und Beschleunigungsvorgänge vermieden werden. Lkw-Hersteller Scania etwa geht nach eigenen Tests in Skandinavien von bis zu zehn Prozent Energieeinsparung im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen aus. Und die Frage nach der Sicherheit beantworten die meisten Experten positiv. Weil die Brummis miteinander kommunizieren, sollen kritische Situationen gar nicht erst entstehen. Und Fakt ist auch: Elektronische Systeme reagieren schneller als der beste Fahrer und sie sind auch „ausfallsicherer“ als Menschen.
Zentral sind rechtliche Bedenken.
Wer zahlt, wenn die Technik ausfällt und es zu einem Unfall kommt? Das ist bislang unklar. Aus diesem Grund wird es auf absehbare Zeit auch nicht völlig ohne Menschen im Fahrzeug funktionieren. Zwar haben die Vereinten Nationen im Mai durch eine Änderung der Wiener Konventionen von 1968 autonome Fahrten generell erlaubt. Im Falle eines Defekts muss ein Fahrer in der Lage sein, die Systeme jederzeit zu stoppen.
So sind die Jobs der Fernfahrer kurzfristig nicht gefährdet. Wohl aber ändern sich die täglichen Arbeitszeiten und auch das Anforderungsprofil für die Fahrer. Sie könnten künftig durch die gewonnene „Freizeit“ hinterm Steuer andere Tätigkeiten wie etwa organisatorische Aufgaben während der Fahrt übernommen werden. Die Trucker werden somit ganz und gar nicht verzichtbar oder überflüssig.
Die Akzeptanz der Fahrer für die neue Technik ist größer als vielfach vermutet, denn vielen ist jede Entlastung am Arbeitsplatz willkommen. Fuhrparkleiter versprechen sich Kosteneinsparungen durch weniger Unfälle und einen geringeren Verbrauch der Trucks. Und auch die Zustimmung bei den Bürgern dürfte hoch sein, wenn sie davon zu überzeugen sind, dass die Technik sicher ist. Denn potenziell kann sie den Verkehrsfluss verbessern und das Staurisiko verringern.
Technisch steht der autonome Güterverkehr auf der Straße bereits kurz vor der Serienreife, wie Daimler kürzlich bei einem Versuch demonstriert hat. Experten sind sich inzwischen einig, dass es auch faktisch nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Maschinen im Regelbetrieb das Kommando übernehmen. Doch so hochentwickelt und ausgereift die Technik sein mag; völlig fehlerfrei funktioniert auch das beste System nicht. Daher wird voraussichtlich der Mensch im Lkw – wie es auch bei „Autopiloten“ in Zügen oder Flugzeugen der Fall ist – auch in Zukunft die letzte Instanz bleiben. mid/ts


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