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Sicherheitsprüfung auf der Actionpiste

Der TÜV Rheinland und sein holländischer Partner TNO Automotive International haben ein neues Prüfgelände in Betrieb genommen. Den Fans der Fernsehserie Alarm für Cobra 11 ist die Teststrecke seit Jahren vertraut.

Jeden Tag sterben 98 Menschen auf Europas Straßen. Das sind knapp 36 000 Verkehrsopfer in einem Jahr. Dabei steigt das Verkehrsaufkommen stetig. Deshalb müssen die Rückhaltesysteme im Straßenraum verbessert werden. Der TÜV Rheinland engagiert sich nun mit seinem holländischen Partner TNO Automotive International gemeinsam, die passive Sicherheit im Straßenraum im Hinblick auf internationale Standards zu verbessern. Die Experten haben aus diesem Grund ein neues Prüfgelände in Betrieb genommen.
Die Teststrecke ist Fans der Fernsehserie Alarm für Cobra 11 seit Jahren vertraut. Die Produktionsfirma Action Concept ließ 2005 auf einem Industriegelände bei Aldenhoven nahe Aachen einen kompletten Autobahnabschnitt authentisch nachbauen. Damit war es dem Filmteam möglich, unabhängig von Genehmigungen und Problemen bei Stuntaufnahmen im öffentlichen Verkehrsraum für die Serie Actionaufnahmen realistisch zu produzieren.
Auf dem rund 10.000 Quadratmeter großen Areal untersuchen wir beispielsweise sämtliche Bauformen von Leitplanken unter verschiedenen Aufprallwinkeln und Geschwindigkeiten bis 110 km/h, erläutert Achim Schmitz, Geschäftsführer von TÜV Rheinland TNO Automotive International. Die Anlaufstrecke ist 700 Meter lang. Als Versuchsträger dienen alle Fahrzeugtypen vom 900 Kilo schweren Kleinwagen bis zum 38-Tonner-Lkw. Großes Verbesserungspotential erfordern beispielsweise Leitplanken in puncto Schutz für Motorradfahrer. Rund 5 000 motorisierten Zweiradfahrer lassen europaweit pro Jahr ihr Leben. Viele davon, weil sie unter die herkömmlichen Planken geschleudert worden sind.
Die Prüftechniker nutzen für ihre künftige Arbeit das technische Know-how der Stunt-Spezialisten vom Film. Die rüsten in rund vier Stunden einen Pkw mit einer präzisen Fernsteuerung aus. Damit ist gewährleistet, dass das Fahrzeug die Versuchsanordnung auf zehn Zentimeter genau abwickelt. In die Fahrbahn sind Induktionsspulen eingelassen, die den Testwagen in bestimmten Winkeln in die Leitplanken krachen lassen.
Den Service der neuen Einrichtung nehmen unterschiedliche Anbieter von Rückhaltesystemen in Anspruch. Die Gesellschaft unterstützt dabei Unternehmen bei der Neuentwicklung oder zertifiziert fertige Produkte. In der Zeit zwischen März und Ende Oktober mit stabilerer Wetterlage sind zwei Versuchsläufe pro Woche möglich.
Der TÜV Rheinland und die holländischen Kollegen von TNO sind mit jeweils 50 Prozent an der neuen Einrichtung beteiligt. TNO Automotive International unterhält in Helmond bei Eindhoven die modernste Crash-Anlage für Pkw in Europa. Holland hat sich zudem als Pionier in Europa etabliert, wenn es darum geht, neue Sicherheitsstandards im Straßenbau zu entwickeln und durchzusetzen. Dabei sind die Holländer Vorbild bei der Integration unterschiedlicher Verkehrsträger. Verkehrskonzepte der Niederländer berücksichtigen unterschiedliche Fahrzeugarten, bis hin zu Zweirädern, ebenso wie das Sicherheitsbedürfnis von Mitarbeitern im Straßenbau.
In diesem Bereich besteht in Deutschland Nachholbedarf. Alleine in Nordrhein-Westfalen kommt im Schnitt ein Mitarbeiter pro Jahr ums Leben, weil unachtsame Verkehrsteilnehmer die Sicherungseinrichtungen an einer Baustelle ignorieren. Für solche Fälle haben die Holländer ein Spezialfahrzeug entwickelt, das inzwischen am Anfang jeder Straßenbaustelle stehen muss. Das Fahrzeug verfügt nicht nur über eine besonders auffällige Signalisierung. Es schließt mit einem Prallkörper ab, der im Falle eines Aufpralls Energie absorbiert. So kann noch der Crash eines zwei Tonnen schweren SUV oder Pickups mit 100 km/h einigermaßen glimpflich ablaufen.
Rückhaltesysteme im Straßenraum umfassen nicht nur die klassischen Leitplanken. Auch Lichtmasten oder Halterungen für Signalanlagen oder Schilder müssen so gestaltet sein, dass beim Aufprall eines Autos die Insassen eine echte Überlebenschance haben.
Auf unserem neuen Versuchsgelände leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Verkehrssicherheit. In Deutschland, in Europa und sogar weltweit, stellte Professor Jürgen Brauckmann, Unternehmensbereichsleiter Mobilität beim TÜV Rheinland bei der Eröffnung der Einrichtung in Aldenhoven fest. Thomas Lang/mid tl/mid
Bildquelle: TÜV Rheinland


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