Mit einer durchschnittlichen Stauzeit von 35 Stunden im Jahr haben die deutschen Autofahrer durch-
schnittlich eine Stunde weniger im Stau gestanden als 2012. Dabei ist das nur ein schwacher Trost. Deutschland liegt mit diesem Wert europaweit hinter Belgien und den Niederlanden auf Platz drei. Die Stadt in der Bundesrepublik, in der die Autofahrer wegen der Staus am meisten genervt werden, ist Stuttgart. In der Schwaben-Metropole gab es im vergangenen Jahr durchschnittlich 60 Stunden lang Stopp and Go oder es ging nichts mehr. Stuttgart führt die Negativliste vor Köln mit 56 Stunden und Karlsruhe mit 52 Stunden an.
Die Top Ten des bundesweiten Stau-Rankings sieht wie folgt aus: Stuttgart, Köln, Karlsruhe, Düsseldorf, Hamburg, München, Ruhrgebiet, Bonn, Bielefeld, Saarbrücken. Am besten fließt der Verkehr in Augsburg und Berlin. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Inrix Traffic Scorecard-Studie, eine internationale Untersuchung, bei der in Europa die jährliche Verkehrsentwicklung von den 22 am dichtesten besiedelten Gebieten gemessen wird. Brüssel ist in doppelter Hinsicht Europas Hauptstadt. Dort war die Stausituation mit 83 Stunden europaweit am schlimmsten.
Staus sind eigentlich nicht zu verhindern. „Sie sind etwas ganz Natürliches, es wird sie immer geben“, sagt Professor Dr. Michael Schreckenberg, Verkehrsexperte von der Universität Duisburg-Essen. Die Situation könne nur verbessert werden, indem man Staus berechenbar und damit planbar mache, sagt der Fachmann. Auch wenn jeder Stau die Autofahrer nervt, hat sich die Situation in Deutschland im Laufe der Jahre etwas entspannt ? jedenfalls rechnerisch. Noch 2011 standen die Verkehrsteilnehmer in Deutschland mit 42 Stunden durchschnittlich immerhin noch sieben Stunden länger als vergangenes Jahr im Stau.
Viele Autofahrer glauben nach Darstellung von Michael Schreckenberg, dass Staus allein der geringen Leistungsfähigkeit der Straßen geschuldet sind. Doch entscheidender sei das Verkehrsmanagement und vor allem die Psychologie der Fahrer, das heißt: die Beeinflussung der Fahrstrecke, so Schreckenberg. Der Verkehrsfluss hängt nach Ansicht von Bryan Mistele, Präsident und CEO von Inrix, stark mit der Wirtschaftslage eines Landes zusammen. Die Scorecard hat Daten aus 13 europäischen Ländern analysiert und festgestellt, dass es in Ländern, die 2013 mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen hatten und die nur wenig oder sogar rückläufiges Wirtschaftswachstum verzeichneten, häufig auch weniger Verkehrsstaus gab. mid/ari
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.