Sie sind hier:   Startseite / Tanken bei den Nachbarn

Tanken bei den Nachbarn

Tanken bei den Nachbarn – Vermeintliche Schn?ppchen jenseits der Grenzen. Als Sehensw?rdigkeit in der Umgebung der 500-Seelen-Gemeinde Weiswampach in Norden Luxemburgs und des knapp f?nf Kilometer entfernten Weilers Wemperhardt weist der Touristikdienst Eifelreise das nahe gelegene Europamahnmal aus.

Allerdings werden sich wohl die wenigsten der zahlreichen Besucher der Region daf?r interessieren. Ihre Aufmerksamkeit fesseln offenkundig mehr die zahlreichen Tankstellen entlang der Nationalstra?e sieben.

Dort locken Spritpreise, die im Vergleich zu hiesigen Kalkulationen Dumpingangebote sind. Diesel beispielsweise liegt 20 Cent unter deutschem Niveau. Und so sieht man, vor allem an den Wochenenden, vollbesetzte Autos, die sich vor den Zapfs?ulen unverdrossen einreihen. Die Nummernschilder verraten, dass es sich keineswegs nur um Besucher aus der nahe gelegenen Eifel handelt. So oder ?hnlich sieht es ?berall in den Grenzregionen aus, wo billigerer Sprit ins nachbarliche Ausland lockt. Doch, Tanken in der Fremde lohnt sich selbst bei gro?en Preisunterschieden nur in bestimmten F?llen, warnt der ADAC.

Das wei? vermutlich jeder der Tanktouristen. Viele von ihnen bef?llen deshalb Kanister jeglicher Art, um so viele Liter wie m?glich nach Hause zu transportieren. Streng genommen ist das verboten. Das kleine Gro?herzogtum beispielsweise erlaubt nicht die Mitnahme von Reservesprit au?erhalb des Tanks. In Deutschland wiederum darf Zusatz-Kraftstoff nur in geeigneten, DIN-gerechten Reservekanistern mitgef?hrt werden. Eine zul?ssige H?chstmenge ist nicht festgelegt; sie muss lediglich „angemessen“ sein, also nach allgemeiner Lebenserfahrung als Reservemenge angesehen werden k?nnen. Beim Pkw wird diese akzeptierte Reserve etwa 20 Liter betragen. Absolut verboten ist der Sprittransport in Wasserkanistern, Waschmittelflaschen oder ?hnlichen Provisorien. Wer mit solchen Beh?ltern ertappt wird, muss mit Bu?geldern bis zu 750 Euro und mehr rechnen. Auch darf die Fahrt erst dann fortgesetzt werden, wenn der Kraftstoff ordnungsgem?? umgef?llt ist.

Wer nicht auf Teufel-komm-raus Sprit bunkert, greift anderweitig ins Portemonnaie. „Wir kaufen ja nicht nur Benzin hier billig, sondern auch Kaffee und Zigaretten“, begr?ndet ein Opel-Fahrer aus Siegburg den 350-Kilometer-Trip hin und zur?ck. Einmal voll tanken bis zum Einf?llstutzen, Kaffee, das billigste Angebot zu 1,69 Euro je 500 Gramm, die Stange Marlboro f?r 35 Euro, das summiert sich. „Zwischen 150 000 und 200 000 Liter Sprit flie?en am Wochenende in die Touristentank“, sch?tzt Asen Laplume, Gesch?ftsf?hrer des Shoppingcenters Massen im luxemburgischen Wemperhardt und „die meisten kaufen noch dies oder das und essen hier“. Damit das Gesch?ft noch st?rker floriert, wird rundum sichtbar investiert. „Wenn Ende des Jahres alles fertig ist, werden wir dann in den vergangenen drei Jahren 25 Millionen Euro verbaut haben“, kalkuliert der Gesch?ftsmann.

Das wird den Kunden kaum interessieren, hier gilt nur der Preis, den er am Ende zahlen muss. Doch ob sich die oftmals weite Anfahrt rechnet, da gie?t der ADAC Essig in den Wein. „Viele Autofahrer untersch?tzen die ihnen dabei entstehenden Kosten pro gefahrenem Kilometer“, glaubt Peter Hemschik. Der ADAC-Fachmann rechnet vor: Ein Opel Astra beispielsweise verursacht bei einer j?hrlichen Fahrleistung von 15 000 Kilometern und einer Haltedauer von vier Jahren durchschnittlich 18,5 Cent reine Betriebskosten pro Kilometer. Darunter versteht man die Kosten, die das fahrende Auto verursacht, wie etwa die Spritkosten, die anteiligen Werkstatt- und Reifenkosten sowie den kilometerabh?ngigen Anteil des Wertverlustes. Fixe Kosten wie Steuer und Versicherung sowie der zeitabh?ngige Anteil des Wertverlustes sind dabei nicht ber?cksichtigt. F?hrt jemand also mit einem Mittelklassewagen nur 20 Kilometer zum Tanken und 20 Kilometer zur?ck, belastet das seinen Geldbeutel mit 7,40 Euro. Bei einer Tankf?llung von 50 Litern und einem angenommenen Preisunterschied von 15 Cent pro Liter betr?gt die Ersparnis gegen?ber der heimischen Tankstelle zun?chst 7,50 Euro. Abz?glich der Betriebskosten ergibt sich ein Vorteil von nur noch zehn Cent. Je teurer der Wagen, je weiter die Anfahrt, desto seltener erscheinen dann schwarze Zahlen unterm Strich. Hemschiks Fazit: „Tanken im Ausland lohnt sich nur f?r den, der unmittelbar im Grenzgebiet wohnt, und bei hohen Differenzen zum deutschen Preis. Nicht ber?cksichtigt ist in diesen Rechnungen naturgem?? der Faktor Zeitaufwand, der die Ergebnisse insgesamt weiter verschlechtert.“

Den Tanktouristen d?rfte solche Feinheiten ziemlich schnuppe sein. In den abfahrenden Autos sieht man zumeist muntere Gesichter. Die Gewissheit, dem uners?ttlichen deutschen Fiskus ein Schnippchen geschlagen zu haben und zudem noch einen sch?nen Ausflugtag zu erleben, l?sst buchhalterische Grunds?tzlichkeiten zu Erbsenz?hler-All?ren degenerieren. (autorep.ar/pl)


Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.






Bisher keine Kommentare

Einen Kommentar schreiben