Schwere Kollision bei der U-Bahn in Washington
In Washington, nahe dem Vorort Takoma, ereignete sich im Feierabendverkehr des 22. Juni 2009 ein schwerer Unfall, bei dem sich die Wagen zweier vollbesetzter Züge auf einem oberirdischen Gleisabschnitt der „ROTEN LINIE“ aufeinander geschoben und dabei ineinander verkeilt haben. Zum Unfallhergang ist derzeit folgendes bekannt: Kurz nach 17 Uhr Ortszeit wurde ein Zug auf seiner Fahrt in einem östlichen Bezirk der Hauptstadt gestoppt. Der darauf folgende Zug ist wahrscheinlich ungebremst auf den vor dem U-Bahnhof wartenden Zug aufgefahren. Es habe Tote und Schwerverletzte unter den Fahrgästen gegeben – über die genauen Opferzahlen gibt es noch unterschiedliche Angaben. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern wird derzeit noch fortgesetzt. Die Zugführerin im aufgefahrenen Zug sei bei dem Unfall getötet worden. Rettungsmannschaften haben mit Schneidbrennern Passagiere befreit, welche in den ineinander verkeilten U-Bahnwagen eingeschlossen waren.
Unfallursache / Ursachenanalyse / Schadensbegrenzung: Die genaue Unfallursache steht derzeit noch nicht fest – es müssen noch die genaueren Befunde aus den Untersuchungen vor Ort abgewartet werden.
Nach vorläufiger Analyse der ersten Bilder vom Unfallgeschehen kann durch die Bahntechnik Experten des IFV BAHNTECHNIK e.V. an der Technischen Universität Berlin – unter gewissen Vorbehalten – bereits zum jetzigen Zeitpunkt festgestellt werden, dass die von der Betreibergesellschaft eingesetzte Technologie der Unfallvermeidung durch Steuerungssysteme (so genannte „active safety“) nicht wirksam gegriffen haben.
Ob die in Washington verunglückten Fahrzeuge über einen hinreichende Sicherheitsausstattung zum Insassenschutz im Crashfall verfügten (so genannte „passive safety“), ist derzeit noch nicht abschließend geklärt. Die Maßnahmen der „passive safety“ sollen die Fahrgäste durch die Aufnahme der im Crahsfall einwirkenden Kräfte schützen. Die eingebaute „passive Sicherheit“ in Zügen hat ähnliche Funktion wie die Sicherheitselemente in Autos. Es geht darum, die Crash-Energie im Fahrzeug abzuleiten, und die Insassen möglichst gut vor Schaden zu schützen. Das verheerende „Aufklettern“ eines Zuges auf einen anderen Zug wäre durch moderne „Aufkletterschutz- Systeme“ (sog. „anti climbing“ Elemente) wirksam zu begrenzen. Eine Reduktion der auftretenden Crash- Energie in den „anti climbing“ Elementen bedeutet erheblich weniger Schäden im Passagierbereich. Anti Climbing Elemente sind bei Schienenfahrzeugen grundsätzlich nachrüstbar. (Diese Aussage gilt für die in Amerika verkehrenden Züge genauso wie für die Schienenfahrzeuge in Deutschland bzw. Europa.)
Insgesamt ist festzustellen, dass Unfälle bei Schienenfahrzeugen sehr selten auftreten. Die Bahn ist ein hochgradig sicheres Verkehrsmittel. Wenn es aber Unfallereignisse gibt, bei denen die Maßnahmen der „aktiven Sicherheit“ bei der Steuerung des Bahnbetriebs nicht ausreichen, dann sind Maßnahmen der „passiven Sicherheit“ zur Begrenzung der Schäden an Insassen gefordert.
Der „Stand der Wissenschaft und der Technik“ bezüglich der passiven Sicherheit wird auf den regelmäßig in Berlin stattfindenden Konferenzen des IFV BAHNTECHNIK e.V. vorgestellt und erörtert. www.ifv-bahntechnik.de
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