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Geklauter Chevy kehrte heim – nach 30 Jahren

Der Anruf der Polizei vor drei Wochen dürfte den Rentner Ian “Skip” Wilson aus Clearlake Oaks, einem

2000-Einwohner-Nest im Norden Kaliforniens, fast aus den Socken gehauen haben. Denn Mike Maleta, Beamter der California Highway Patrol, teilte dem 65jährigen ehemaligen Automechaniker am Telefon mit, er habe da eine Nachricht für ihn, die ihn wahrscheinlich überraschen würde. Und zwar sehr. Er möge sich bitte hinsetzen.

Der Inhalt der Nachricht hörte sich wahrhaftig wie ein Märchen an, entsprach aber den Tatsachen. Im Hafen von Los Angeles, so erklärte Maleta dem Ruheständler, hätten seine Kollegen routinemäßig einen Container überprüft, der auf seine Verschiffung nach Australien wartete. Inhalt: ein restaurierter Chevrolet Bel Air aus dem Baujahr 1957, bestimmt für einen Oldtimer-Sammler aus Downunder.

Irgendetwas mit der Fahrgestellnummer stimmte nicht, was die Kontrolleure stutzig gemacht hatte, denn die schien manipuliert zu sein. Mit einem Röntgengerät und kriminalistischem Spürsinn war es jedoch für die Profis ein Leichtes, die ursprünglichen Ziffern wieder herzustellen und siehe da: Die Zahl tauchte in einer steinalten Statistik ungeklärter Autodiebstähle beim National Insurance Crime Bureau auf, einer Behörde für ungeklärte Versicherungsfälle.

1975 hatte Wilson den Chevy, damals fast ein Schrotthaufen, für 375 Dollar gekauft und als Mann vom Fach einigermaßen straßentauglich gemacht. Dass der Straßenkreuzer gut und gerne 20 Liter Sprit auf 100 Kilometer durch seinen Vierfach-Vergaser schlürfte, störte damals kaum. Die Gallone Super – 3,8 Liter – war nämlich schon für 45 Cent zu haben. Gut neun Jahre kutschierte Wilson mit dem Oldtimer durch die Gegend bis das Auto eines Tages verschwunden war: Böse Buben hatten es geklaut.

Mindestens fünfmal muss der Chevy danach in den vergangenen 30 Jahren den Besitzer gewechselt haben, wer ihn allerdings nach Wilson als erster – also als Dieb – in den Händen hatte, verliert sich im Dunkel der amerikanischen Bürokratie. Der letzte, der jetzt den Wagen nach Australien exportieren wollte, muss aber ein wahrer Oldtimer-Freak gewesen sein. Denn das, was kürzlich auf einem Tieflader nach Clearlake Oaks transportiert wurde, hatte mit Wilsons Vehikel früherer Tage nur mehr wenig zu tun. Unter der Haube brummt jetzt ein neuer, 350 PS starker Achtzylinder, verziert mit jeder Menge Chrom, das Blechkleid ist frisch lackiert, Servolenkung und Scheibenbremsen vorn sorgen für Sicherheit, und der neue Tacho bescheinigt dem überrestaurierten Oldie eine zurückgelegte Strecke von sieben Meilen.

„In das Auto hat irgendjemand verdammt viel Zeit und Geld gesteckt“, erzählte Ian Wilson der örtlichen Tageszeitung „Santa Rosa Press Democrat“. „Der Wagen muss bis auf die letzte Schraube auseinandergenommen und dann wieder zusammengebaut worden sein. Jetzt ist er perfekter denn je.“ Einerseits tun ihm der amerikanische Restaurator und auch der vermeintliche Käufer in Australien leid, die beide keine Ahnung davon hatten, dass der Chevy geklaut war und die jetzt eine Menge Geld verlieren. Andererseits freut er sich diebisch darüber, dass er den Wagen zurückbekommen hat – nur die Transportkosten von Los Angeles nach Clearlake Oaks in Höhe von 900 Dollar musste er bezahlen.

Ein gutes Geschäft, wenn man bedenkt, dass ein Chevrolet Bel Air aus dem Jahr 1957, für den Ian “Skip” Wilson einst 375 Dollar ausgegeben hatte, heutzutage auf dem Oldtimer-Markt gut und gerne 40 000 Dollar wert ist. ampnet/hrr


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