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Selten aber folgenschwer: Verkehrsunfälle mit Traktoren

Kracht ein Motorradfahrer in einen Traktor, hat der Biker nur wenige Überlebenschancen. Zusammenstöße mit Traktoren sind zum Glück selten. Aber wenn es dazu kommt, sind die Folgen meist fürchterlich. Bei dieser Unfallart werden überdurchschnittlich viele Personen schwer verletzt oder getötet.

Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) hat gemeinsam mit der Allianz und der LVM-Versicherung mehr als 1 000 Traktor-Unfälle aus den Jahren 2006 bis 2008 untersucht. Demnach machen Traktor-Fahrer häufiger Fehler beim Beachten der Vorfahrt und beim Abbiegen als andere Verkehrsteilnehmer, wobei die geringe Geschwindigkeit ihrer Fahrzeuge natürlich ein Handicap darstellt. Biegt ein Traktorfahrer nach links ab und übersieht dabei ein von vorn oder hinten nahendes Auto oder Motorrad, kracht es häufig. 41,5 Prozent der Unfälle geschehen beim Abbiegen. Speziell für junge, unerfahrene Traktor-Lenker fordern die Unfallforscher eine bessere Schulung. Fraglich ist auch, ob 16-Jährige in jedem Fall riesige Traktor-Gespanne fahren dürfen. Auch andere Verkehrsteilnehmer sollten über derartige Unfallrisiken besser aufgeklärt werden. „Der Anblick eines Traktors sollte von vornherein die Alarmglocken schrillen lassen“, sagt Siegfried Brockmann, Leiter der UDV. Häufig sind Pkw und Motorradfahrer deutlich zu schnell unterwegs, wenn es zur Kollision mit landwirtschaftlichen Zugmaschinen kommt. Mithaftung ist daher durchaus ein Thema.

62,2 Prozent der Unfallgegner waren im untersuchten Zeitraum Autos, 21,2 Prozent Motorräder oder andere motorisierte Zweiräder. 38,2 Prozent der Autofahrer wurden schwer verletzt oder getötet, 39,8 Prozent waren es bei den Motorradfahrern. Wie die Unfallforscher in einem Crashtest „Motorrad gegen Traktor“ bewiesen, hat ein mit 70 km/h auf einen Ackerschlepper prallender Biker nur geringe Überlebenschancen. Sein Todesrisiko ist viermal höher als bei einem Autofahrer. 91,7 Prozent der Unfälle mit Traktoren finden auf öffentlichen Straßen statt, 35,2 Prozent innerorts, 64,8 Prozent außerorts. 8,3 Prozent trugen sich auf landwirtschaftlichen Anwesen zu, beispielsweise durch Rückwärtsfahren. Der häufigste Unfallmonat ist der September, also in der Erntezeit.

Wie lassen sich Unfälle mit den landwirtschaftlichen Fahrzeugen vermeiden? Ein Allheilmittel gibt es nicht. Aber eine bessere Sichtbarkeit der Traktoren würde die Risiken mindern. 88 Prozent aller schweren Auffahrunfälle passieren in der Dunkelheit. Größere Heckleuchten und Blinker könnten diese verhindern helfen. Überhaupt sollte das Signalbild von Traktoren und ihren Anhängern verbessert werden. Rundumleuchten, Reflexfolien und ähnliches sollten zugelassen werden. Ideal bei Anhängern wäre ein seitlicher Unterfahrschutz. Spurwechselassistenten wie zum Beispiel Totwinkelwarner wären ebenfalls hilfreich. Auf youtube.com/unfallforschung ist ein Video des Crashtests Motorrad gegen Traktor zu sehen. Holger
Glanz/mid mid/hg UDV


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